Die Wiederherstellung und Hebung der Menschheit beginnt im Heim. Die Eltern legen den Grundstein dazu. Einzelne Familien bilden zusammen die Gesellschaft, und die Familienhäupter gestalten sie. Das Heim ist gleichsam das Herz des Gemeinwesens und des Volkes. Wie aus dem Herzen das Leben geht (Sprüche 4,23), so hängt die Wohlfahrt der Gesellschaft, der Erfolg der Gemeinde, das Gedeihen des Volkes von den häuslichen Einflüssen ab.
Kapitel 107: Ein christlicher Haushalt
Wie es einst vor alters die Patriarchen taten, so sollten alle, die Gott lieb zuhaben bekennen, dem Herrn einen Altar errichten, wo sie auch immer ihr Zelt aufschlagen. Wenn es je eine Zeit gegeben hat, in der jedes Haus eine Gebetsstätte sein sollte, so ist es die heutige. Die Väter und Mütter sollten ihre Herzen in demütigem Flehen zu Gott erheben und für sich und ihre Kinder beten. Der Vater sollte als Hauspriester dem Herrn ein Morgen- und Abendopfer bringen, bei dem Gattin und Kinder sich in Gebet und Danksagung vereinen. In solchem Hause wird der Heiland gern zu Gast sein.
Von jedem christlichen Heim sollte ein heiliges Licht weithin ausstrahlen. Die Liebe wird sich durch Taten beweisen. Sie sollte in den häuslichen Verkehr einfließen und sich durch aufmerksame Freundlichkeit in edler und selbstloser Höflichkeit bekunden. Es gibt Heimstätten, die sich durch solche Grundsätze auszeichnen, -- Heime, in denen Gott angebetet wird, und in denen wahre Liebe herrscht. Aus solchen Häusern steigen morgens und abends Gebete wie lieblicher Weihrauch zu Gott empor, und des Himmels Gnaden und Segnungen legen sich wie Morgentau auf die Bittenden.
Ein gut geführter christlicher Haushalt ist ein überzeugender Beweis von der Wirklichkeit des christlichen Glaubens, -- ein Beweis, den der Ungläubige nicht entkräften kann. Jeder vermag zu erkennen, daß in solchem Hause ein göttlicher Einfluß in der Familie mit ihren Kindern wirksam ist und der Gott Abrahams unter ihnen weilt.
Kapitel 108: Treue in den häuslichen Pflichten
Die höchste Pflicht, die der Jugend zufällt, erstreckt sich aufs eigene Heim, auf Zuneigung und wahre Anteilnahme am Wohlergehen der Eltern und Geschwister. Hier kann sie Selbstverleugnung und Selbstvergessenheit beweisen, indem sie für andre sorgt und schafft. Niemals wird sich die Frau durch dieses Werk erniedrigen. Es ist das höchste Amt, das sie haben kann. Welchen Einfluß kann doch eine Schwester auf Brüder ausüben. Wenn sie richtig steht, kann sie den Charakter der Brüder bestimmen. Ihre Gebete, ihre Sanftmut und Liebe können viel im Heim tun.
Meine Schwester, diese edlen Eigenschaften kannst du niemals in anderen wecken, wenn du sie nicht selber hast. Zufriedenheit des Geistes, Gefühlswärme, Milde und Gemütsheiterkeit einer Frau werden jedes Herz erreichen, und alles, was sie andern gibt, wird in ihr eigenes Herz zurück kehren. Regiert aber Christus nicht in ihrem Herzen, dann werden sich Unzufriedenheit und sittliche Schwäche ausbreiten. Der Eigennutz wird von andern das erwarten, was wir selbst zu geben nicht bereit sind.
Es ist nicht nur das große Werk, und es sind nicht allein die gewaltigen Kämpfe, die eine Seele erproben und Mut erfordern. Das tägliche Leben bringt Verlegenheiten, Prüfungen und Entmutigungen. Gerade das kleinste Lebenswerk fordert oft Geduld und Tapferkeit. Selbstvertrauen und Entschlossenheit sind nötig, um erfolgreich allen Schwierigkeiten gegenüberzutreten und sie überwinden zu können. Bitte den Herrn um Beistand, daß er dir überall Trost und Zuspruch spenden möge.
Kapitel 109: Häusliches Glaubensleben
Häusliches Glaubensleben ist ein großes Bedürfnis; unsre Worte daheim sollten "lieblich sein und wohllauten", sonst hat unser Bekenntnis in der Gemeinde keinen Wert. Wenn ihr zu Hause nicht sanftmütig, gütig und höflich sein könnt, wird euer Glaube vergeblich sein. Gäbe es mehr echtes häusliches Glaubensleben, hätten wir auch kraftvollere Gemeinden.
Böse Worte daheim
Welch ein großes Leid entsteht doch im Familienkreis durch das Aussprechen ungeduldiger Worte; denn die gereizte Redeweise des einen greift auch auf den Nächsten über. Dann folgen Worte, die vergelten sollen, Worte der eigenen Rechtfertigung, und so legt sich ein schweres, bitteres Joch auf euch; denn alle heftigen Worte, die ihr redet, kehren als eine unheilvolle Ernte in euer Herz zurück.
Alle, die sich zu solcher Sprache hinreißen lassen, werden Scham empfinden, Selbstachtung und Selbstvertrauen verlieren und von Kummer und Reue geplagt werden, daß sie in der Selbstbeherrschung versagten und häßliche Worte redeten. Wie viel besser wäre es, wenn derartige Worte niemals gesprochen würden! Um wie viel schöner wäre das Leben, wäre das Herz voll vom Öl der Gnade und fähig, jede Herausforderung milde zu übersehen und alles in christlicher Demut und Geduld zu ertragen!
Falls ihr die Bedingungen erfüllt, die Gott an seine Verheißungen geknüpft hat, werden sich diese auch an euch erfüllen. Wenn ihr auf Gott vertraut, werdet ihr nicht aus dem Zustand der Begeisterung in den Abgrund der Verzweiflung stürzen, wenn Prüfungen und Versuchungen über euch kommen. Ihr werdet auch nicht andere mit eurem Zweifel und eurer düsteren Stimmung belasten.
Satan kann unsre Gedanken nicht lesen; er sieht aber unsre Taten und hört unsre Worte; und aus langjähriger Kenntnis der menschlichen Familie kann er seine Anläufe auf Grund unsrer Charakterschwächen zu seinen Gunsten einrichten. Wie oft gewähren wir ihm Einlaß in unser Inneres, so daß er den Sieg über uns erringen kann! O daß wir doch unsre Worte und Taten bedenken möchten! Wie stark könnten wir sein, wenn unsre Worte derart wären, daß wir uns ihrer am Tage des Gerichts nicht zu schämen brauchten! Wie ganz anders werden unsre Worte am Tage Gottes erscheinen als in jenem Augenblick, da wir sie aussprachen!
Das Heim als Lehrbeispiel
Das Heim hat nicht nur an den Gliedern der Hausgemeinschaft eine Aufgabe zu erfüllen. Es soll auch als Lehrbeispiel zur Veranschaulichung gediegener Lebensgrundsätze und ihres Wertes dienen. Dadurch kann es viel Gutes auf Erden bewirken. Der Einfluß eines vorbildlichen Heimes auf die Herzen und Lebensweise der Mitmenschen ist weit mächtiger als die beste Predigt. Jugend aus einem solchen Heim verbreitet auch dessen Lehren, überträgt höhere Lebensgrundsätze auf andre Haushaltungen und wirkt veredelnd auf die Gesamtheit.
Kapitel 110: Das Heim als Bildungsstätte
Die Jugend wird durch ihre Weihe zum Dienst Gottes weder geistlos noch weniger tatkräftig. Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Das kleinste Kind, das den Herrn liebt und fürchtet, ist in seinen Augen größer als der begabteste und gelehrteste Mann, der die Erlösung mißachtet. Die Jugend, die ihr Herz und Leben Gott weiht, bringt sich durch solches Tun mit der Quelle aller Weisheit und Vortrefflichkeit in Verbindung.
Alltagspflichten
Wenn die Kinder dazu angehalten würden, den kleinen Kreis ihrer täglichen Pflichten als vom Herrn für sie bestimmten Lehrgang anzusehen, als Schule, in der sie zu einem treuen und wirksamen Dienst ausgebildet werden, dann würde ihnen ihre Arbeit um vieles angenehmer und rühmlicher erscheinen. Wer jede Pflicht "als dem Herrn" tut, übt auch die bescheidenste Tätigkeit gerne aus. Auf solche Weise werden des Herrn Diener auf Erden mit den heiligen Wesen, die Gottes Willen im Himmel erfüllen, verbunden.
Wir sollen an dem Platz, auf den wir gestellt wurden, unsre Pflichten ebenso gewissenhaft erfüllen wie die Engel im Himmel. Wer sich dessen bewußt ist, ein Diener Gottes zu sein, wird ein Mensch sein, der jedes Vertrauen rechtfertigt. Himmelsbürger werden auch die besten Bürger auf Erden sein. Der rechte Blick für unsre Verpflichtung Gott gegenüber erzeugt auch klare Begriffe der Pflicht, die wir unserm Nächsten gegenüber haben.
Der Lohn der Mutter
Wenn das Gericht tagen wird und die Bücher geöffnet werden, wenn das Urteil des großen Richters verkündigt und die Krone unvergänglicher Herrlichkeit auf das Haupt des Überwinders gesetzt wird, dann werden viele vor aller Augen ihre Kronen erheben und auf ihre Mutter weisen und ausrufen: "Sie machte mich zu dem, was ich durch die Gnade Gottes wurde. Ihre Weisungen und ihre Gebete führten mich zum ewigen Heil."
Die jungen Menschen sollten so ausgebildet werden, daß sie inmitten der überall herrschenden Verderbtheit standhaft bleiben und alles, was in ihrer Macht steht, tun, um die Ausbreitung des Lasters zu hindern und Tugend, Reinheit und Manneswürde zu fördern. Die Eindrücke der frühen Jugendzeit auf Geist und Charakter sind tief und nachhaltig. Unvernünftige Erziehung oder schlechter Umgang wird auf das jugendliche Gemüt oft einen Einfluß zum Bösen ausüben, den alle späteren Bemühungen nicht mehr zu beseitigen vermögen.
Erziehung im Heim ist erwünscht
Die Kinder und Jugendlichen von heute sind die Erwachsenen von morgen; die Jugend aber wird, was das Heim aus ihnen macht. Das Übermaß an Elend, Krankheit und Lastern, worunter die Menschheit seufzt, ist zum großen Teile auf den Mangel an rechter häuslicher Erziehung zurückzuführen. Wie ganz anders wäre es in der Welt, wenn man daheim lauter und rechtschaffen lebte und die Kinder, die man aufzieht, darauf vorbereitete, die Pflichten des Lebens zu tragen und seinen Gefahren zu widerstehen!
Kapitel 111: Achtung und Liebe zu den Eltern
Wer aufrichtig dem Heiland folgen will, muß ihm in seinem Herzen Wohnung machen und ihm dort den besten Platz einräumen. Er muß in seinem häuslichen Leben den Geist und Charakter Jesu offenbaren und Höflichkeit und Güte denen entgegenbringen, mit denen er in Berührung kommt.
Es gibt viele Kinder, die vorgeben, die Wahrheit zu kennen, und dennoch ihren Eltern nicht die ihnen gebührende Achtung und Zuneigung entgegenbringen, Kinder, die dem Vater und der Mutter nur wenig Liebe erzeigen, deren Wünsche nur mangelhaft beachten und kaum versuchen, ihre Sorgen zu mildern. Viele von ihnen, die Christen sein wollen, haben noch nicht begriffen, was es bedeutet: "Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren"; sie wissen deshalb ebenso wenig die Worte zu schätzen: "...auf daß du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, gibt." 2.Mose 20,12.
Unsre Jugendlichen wollen zu denen gehören, die Gottes Gebote halten, und machen sich doch des Vergehens gegen das fünfte Gebot schuldig. Der reiche Segen, der denen verheißen ist, die dieses Gebot beachten und Vater und Mutter ehren, kann ihnen nicht zuteil werden. Wenn sie ihre Sünde nicht bereuen und ihre Gewohnheiten und ihr Wesen durch die Gnade Jesu Christi ändern, werden sie niemals auf die neue Erde kommen, auf der sie ewiglich leben könnten. Wer seine Eltern nicht liebt und ehrt, wird auch Gott nicht achten und ehren. Alle, die ihre Prüfung nicht bestehen, die ihre gottesfürchtigen Eltern nicht ehren, sind auch gegen Gott ungehorsam. Sie können nicht erwarten, in das Land der Verheißung zu gelangen.
Ein Leben im Gehorsam
Jetzt entscheiden die Jugendlichen über ihr ewiges Heil. Ich möchte euch besonders die Beachtung des Gebotes ans Herz legen, das solch herrliche Verheißung hat, "auf daß du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, gibt". Kinder, wollt ihr das ewige Leben erwerben? Dann achtet und ehrt eure Eltern.
Wenn ihr gesündigt und euren Eltern keine Liebe und keinen Gehorsam entgegengebracht habt, dann beginnt jetzt, das Vergangene wieder gutzumachen. Ihr könnt es euch nicht erlauben, irgendeinen andern Weg einzuschlagen; das würde den Verlust des ewigen Lebens bedeuten. Gott, der Herzenskündiger, kennt euer Verhalten zu euren Eltern, er wägt euren sittlichen Zustand auf goldenen Schalen im himmlischen Heiligtum. Bekennt eure Nachlässigkeit euren Eltern gegenüber; bekennt ihnen eure Gleichgültigkeit und euer Vergehen gegen Gottes heiliges Gebot!
Das Herz eurer Eltern ist euch in Liebe zugeneigt; wie könnt ihr diese Liebe mit kalter Undankbarkeit vergelten? Sie lieben euch und wünschen, daß ihr errettet werdet. Habt ihr nicht oft ihren Rat mißachtet, seid eurem Willen gefolgt und eigene Wege gegangen? Habt ihr euch nicht auf euer eigenes Urteil verlassen, auch wenn ihr wußtet, daß eure Halsstarrigkeit keine Billigung bei Gott findet? Viele Väter und Mütter sind an gebrochenem Herzen gestorben, weil sie die Undankbarkeit und die Mißachtung ihrer Kinder nicht ertragen konnten.
Kapitel 112: Ein Segen im Heim
Der Herr fordert den Jüngling auf: "Gib mir, mein Sohn, dein Herz." Sprüche 23,26. Der Heiland der Welt sieht es gern, wenn ihm die Kinder und Jugendlichen ihre Herzen weihen. Es wird eine ansehnliche Schar von Kindern geben, die ihre Treue zu Gott erwiesen haben, weil sie im Licht wandelten, wie Christus im Licht ist. Sie lieben ihren Heiland und suchen im zu gefallen. Sie werden nicht ungeduldig, wenn man sie tadelt, vielmehr beglücken sie die Herzen von Vater und Mutter durch ihre Freundlichkeit, Geduld und Bereitwilligkeit, ihnen die Lasten des täglichen Lebens tragen zu helfen. Von früher Kindheit an werden sie als treue Nachfolger Jesu erfunden.
Seid von klein auf ein Segen zu Hause, liebe Kinder und Jugendliche! Wie betrübend ist es, Kinder gläubiger Eltern zu sehen, die unbändig, ungehorsam, undankbar und eigenwillig sind; Kinder, die ihre eigenen Wege gehen und die Unannehmlichkeiten und Sorgen, die sie ihren Eltern bereiten, übersehen! Satan ergreift mit Vergnügen Besitz von den Herzen der Kinder und flößt ihnen, soweit es ihm erlaubt wird, seinen eigenen bösen Geist ein.
Kindlicher Gehorsam
Eltern mögen alles tun, was in ihrer Macht steht und ihren Kindern jedes Vorrecht und jede Belehrung zuteil werden lassen, um sie dadurch auf den Weg zu Gott zu leiten; weigern sich aber die Kinder in ihrem Innern, im Licht der Wahrheit zu wandeln, und gehen sie auf bösen Wegen, dann werden ihre Eltern, die sie mit soviel Liebe umgeben und die sich so sehr um ihr Seelenheil bemühen, in einem schlechten Lichte stehen.
Satan versucht, die Kinder auf den Weg der Sünde und des Ungehorsams zu bringen. Wird es ihm gestattet, ihnen das Leben zu nehmen, dann nimmt er es, während sie in ihren Sünden verstrickt sind, und damit jede Hoffnung auf Erlösung. So werden die Herzen der gottesfürchtigen Eltern wie mit einem Schwert durchbohrt und mit einer Sorgenlast beladen, die wegen der endgültigen Unbußfertigkeit und des Widerstandes ihrer Kinder gegen Gott nie mehr behoben werden kann.
Ich flehe euch um Jesu willen an, liebe Kinder und Jugendliche, wandelt im Licht! Unterstellt euren Willen dem Willen Gottes! Und "wenn dich die bösen Buben locken, so folge nicht". Sprüche 1,10. Bleibt auf dem Wege Gottes, denn ihr werdet in der Übertretung keinen Frieden finden. Durch eine schlechte Lebensführung bringt ihr Schande über eure Eltern und Unehre über den Glauben Jesu Christi. Denkt daran, daß euer Leben in den Büchern des Himmels niedergeschrieben wird! Diese Bücher werden vor aller Welt geöffnet. Denkt an die Scham und Reue, die euch erfüllen muß, wenn euer Urteil den Verlust des ewigen Lebens bedeutet! "Kehret euch zu meiner Strafe. Siehe, ich will euch heraussagen meinen Geist und euch meine Worte kundtun... Dann werden sie nach mir rufen... Wer aber mir gehorcht, wird sicher bleiben und genug haben und kein Unglück fürchten." Sprüche 1,23.28.33. Bewahret Jesu Weisung in eurem Herzen: "Wandelt, dieweil ihr das Licht habt, daß euch die Finsternis nicht überfalle." Johannes 12,35.
Kapitel 113: Charakterbildung im Heim
Satan reizt die Kinder dazu, sich vor ihren Eltern zu verschließen und junge, unerfahrene Menschen zu ihren Vertrauten zu machen, die ihnen nicht helfen können, ihnen aber schlechte Ratschläge geben.
Kinder blieben vor manchen Sünden bewahrt, wenn sie ihre Eltern ins Vertrauen zögen. Eltern sollten ihre Kinder ermutigen, offen und frei mit ihnen zu sprechen, mit ihren kleinen und großen Schwierigkeiten zu ihnen zu kommen und ohne Scheu und unbefangen ihren Rat einzuholen, wenn sie den rechten Weg nicht mehr wissen. Wer könnte sie besser beraten und ihnen besser aus ihren Nöten helfen als gottesfürchtige Eltern? Wer kennt die besonderen Eigenarten der Kinder besser als sie? Die Mutter, die so sorgsam die geistige Entwicklung bewachte und so mit der Veranlagung des Kindes vertraut wurde, ist der beste Ratgeber ihrer Kinder. Wer weiß so gut wie die Mutter, vom Vater unterstützt, welche Charakterzüge im Zaume gehalten und unterdrückt werden müssen?
Macht den Eltern Freude!
Kinder, die christlich gesinnt sind, werden die Liebe und Zuneigung ihrer gottesfürchtigen Eltern allen irdischen Segnungen vorziehen. Sie werden ihnen mit Liebe und Ehrerbietung entgegenkommen. Zu den vornehmsten Aufgaben ihres Lebens gehört es, ihre Eltern glücklich zu machen. In unsrer zuchtlosen Zeit haben Kinder, die mangelhaft erzogen wurden, nur wenig Verständnis für die Pflichten ihren Eltern gegenüber. Oft ist es der Fall, daß, je mehr die Eltern für sie tun, sie desto undankbarer sind und desto weniger Respekt vor ihnen haben. Kinder, die verwöhnt und verhätschelt wurden, erwarten, daß das immer so weitergeht. Werden dann ihre Erwartungen nicht mehr erfüllt, überkommt sie Mißmut und Verzagtheit. Diese Einstellung behalten sie für ihr ganzes Leben; sie werden unbeholfen, lehnen sich an andre an und erwarten von ihnen Hilfe. Sie wünschen, daß man sie begünstigt und ihnen nachgibt. Widerspricht man ihnen, selbst wenn sie erwachsen sind, fühlen sie sich falsch behandelt; unfroh gehen sie ihres Weges, tragen ihr Leben wie eine schwere Last, murren und ärgern sich, weil ihnen nichts paßt.
Kinder sollten fühlen, daß sie in der Schuld ihrer Eltern stehen, die über sie gewacht und sie in Krankheit gepflegt haben. Sie sollten der Angst und Sorge gedenken, die ihre Eltern ihrethalben hatten. Besonders gewissenhafte, gottesfürchtige Eltern haben sich mit herzlichster Anteilnahme darum bemüht, daß ihre Kinder den Weg des Heils beschritten. Sahen sie Fehler und Mängel an ihren Kindern, dann wurde ihr Herz schwer. Könnten solche Kinder die Folgen ihrer Handlungsweise erkennen, dann würden sie sich erweichen lassen. Könnten sie der Mutter Tränen sehen, die inbrünstigen Gebete ihretwegen hören und ihr trauriges und bekümmertes Seufzen vernehmen, dann würden ihre Herzen mitempfinden, sie kämen herbeigeeilt, ihr Unrecht zu bekennen und um Vergebung zu bitten.
Kraft für den Lebenskampf
Wir leben in einer für Kinder recht unglücklichen Zeit. Eine heftige Strömung zieht niederwärts ins Verderben; es ist mehr Erfahrung und Kraft erforderlich, als Kinder haben, um dieser Strömung zu widerstehen und nicht von ihr fortgetrieben zu werden. Die Jugend schlechthin scheint von Satan betört zu sein; er führt sie mit seinen Helfern dem sicheren Untergang entgegen. Der Teufel kämpft mit seinem Heer gegen die Herrschaft Gottes. Alle, die den Wunsch haben, ihr Herz dem Herrn zu übergeben und ihm gehorsam zu sein, werden von Satan bekämpft, der sie mit seinen Versuchungen in Verlegenheit bringen und überwinden will, damit sie mutlos werden und den Glaubenskampf aufgeben.
Durch ernstes Gebet und lebendigen Glauben können große Siege errungen werden. Einige Eltern sind sich der auf ihnen ruhenden Verantwortung nicht bewußt und haben daher die religiöse Erziehung ihrer Kinder vernachlässigt. Morgens sollten die ersten Gedanken eines Christen bei Gott verweilen. Die Tagesarbeit und eigene Interessen sollten zweitrangig sein. Die Kinder müssen dazu angehalten werden, die zum Gebet bestimmte Zeit zu beachten und sie wertzuschätzen. Bevor sich die Familie an die Arbeit begibt, sollte sie sich zusammenfinden; der Vater, in seiner Abwesenheit die Mutter, sollte in inbrünstigem Flehen Gott darum bitten, sie alle an diesem Tag zu bewahren.
Widerwille gegen strenge Zucht
Kinder von Sabbathaltern mögen gegen gewisse Erziehungsmaßnahmen oft aufbegehren. Sie halten ihre Eltern für zu streng und genau. In ihren Herzen erwachen bittere Gefühle und unzufriedene, mißvergnügte Gedanken gegen die Eltern, die doch nur ihr gegenwärtiges und ihr ewiges Heil im Auge haben. Nach einigen Jahren aber werden sie ihre Eltern segnen um jener gewissenhaften Fürsorge und glaubensvollen Wachsamkeit willen, die sie ihnen in der Zeit ihrer kindlichen Einfalt und Unerfahrenheit angedeihen ließen.
Persönliche Verantwortung
Liebe Kinder, Gott hat euch der Fürsorge eurer Eltern anvertraut, damit sie euch unterrichten und erziehen und dadurch zu ihrem Teil an der Ausbildung eures Charakters für den Himmel beitragen. Nun liegt es an euch, ob ihr euch zu einem guten christlichen Charakter entwickelt, indem ihr den besten Gebrauch von dem macht, was euch eure frommen, gläubigen und betenden Eltern mitgegeben haben. Denn wahrlich, all ihr Bemühen und ihre Pflichttreue allein können euch nicht retten. Da müssen die Kinder selbst mithelfen; jedes Kind muß persönlich dazu beitragen.
Gläubige Eltern, ihr habt ein verantwortungsvolles Amt. Ihr müßt die Schritte eurer Kinder auch in ihrer religiösen Entwicklung überwachen. Wenn sie Gott aufrichtig lieben, dann werden sie euch für eure Fürsorge, die ihr ihnen zuteil werden laßt, segnen, euch Ehrerbietung entgegenbringen und eure Pflichttreue in Bezug auf das Eindämmen ihrer kindlichen Wünsche und die Unterdrückung ihres Willens anerkennen.
Mit der Gerechtigkeit Christi bekleidet
Wenn wir das Kleid der Gerechtigkeit Christi tragen, wird uns die Sünde nicht reizen können, denn der Heiland wirkt mit uns. Wir können wohl Fehler machen, werden aber die Sünde hassen, die das Leiden und Sterben des Sohnes Gottes verursacht hat.
Kapitel 114: Die Jugend hat Verantwortung zu tragen
Diese jungen Männer haben zu Hause Pflichten, denen sie nicht nachkommen. Sie haben nicht gelernt, Pflichten auf sich zu nehmen und häusliche Verantwortungen zu tragen, die ihnen auferlegt werden. Sie haben eine treue, tüchtige Mutter, die viele Lasten zu tragen hat; dem sollten sie nicht tatenlos zusehen. Hierin versäumten sie es, ihre Mutter zu ehren. Sie haben sich auch nicht darum bemüht, dem Vater die Lasten tragen zu helfen, wie es ihre Pflicht gewesen wäre; durch ihr Verhalten haben sie ihn nicht geehrt, wie man es von ihnen erwarten konnte. Ihre Neigungen stehen ihnen höher als ihre Pflicht.
Sie gehen selbstische Wege, meiden Mühsal und Lasten und ermangeln so der wertvollen Erfahrung, ohne die ihr Leben nicht erfolgreich sein kann. Sie ermessen nicht, wie wichtig Treue in kleinen Dingen ist, auch fühlen sie sich nicht verpflichtet, ihren Eltern gegenüber völlig wahr und in den einfachen Pflichten des Lebens, auf die sie ständig stoßen, zuverlässig zu sein. Sie unterschätzen vor allem die Kenntnis der einfachen Dinge, die für das praktische Leben so unerläßlich sind.
Macht euer Heim zu einer glücklichen Stätte
Wenn diese jungen Männer irgendwo zum Segen werden wollen, dann müssen sie daheim anfangen. Wenn sie ihren Neigungen nachgeben, anstatt sich von gründlichen Überlegungen, gesunder Vernunft, nüchternem Urteil und gediegenem Wissen leiten zu lassen, können sie weder für die Allgemeinheit noch für ihre Familie zum Segen werden; ihre Aussichten für diese und eine bessere Welt sind gefährdet.
Viele junge Menschen empfangen den Eindruck, daß es auf Kindheit und Jugend nicht so sehr ankomme. So verzetteln sie ihre Jugend in Sport, Spiel, Tändeleien und schädlichem Genußleben. Sie denken gar nicht an die Folgen und begehren allein die Befriedigung, die ihnen der Augenblick gewährt. Ihre Vergnügungssucht und ihr Verlangen nach lachender, schwatzender Gesellschaft wachsen, je mehr sie ihnen nachgeben. So verlieren sie allmählich das Empfinden für die nüchternen Wirklichkeiten des Lebens, und ihre häuslichen Pflichten erscheinen ihnen reizlos. Sie bieten ihrem Geist nicht genügend Abwechslung; und so werden sie immer ruheloser, mürrischer und reizbarer.
Diese Jünglinge sollten sich der Pflicht bewußt werden, zum häuslichen Glück beizutragen.
Ein zeitweiliges Ausruhen von schwerer körperlicher Arbeit ist notwendig, -- um so besser und erfolgreicher kann man dann schaffen. Völlige Ruhe aber mag nicht erforderlich und für die Wiederauffrischung der leiblichen Kraft nicht einmal der beste Weg sein.
Sie dürfen ihre kostbare Zeit nicht mit Spielereien vergeuden, wenn sie von einer Arbeit müde sind. Sie können sich dann eine weniger anstrengende Arbeit suchen, die ihre Mutter und ihre Schwestern erfreut. Wenn sie deren Sorgen bereitwillig mindern, indem sie ihnen die schwerste Last abnehmen, wird ein solches Verhalten ihnen die Freude bereiten, die der Treue entspringt und sie wirklich glücklich macht. Auf diese Weise werden sie selbst ihre Zeit nicht vertändeln noch eigensüchtig vertun.
Kapitel 115: Die Stunde der Andacht
Die Wahrnehmung der Gebetszeit hängt eng mit einer Anregung und Belebung des Bibelstudiums zusammen. Die Andachtszeiten am Morgen und Abend sollten die schönsten und förderlichsten des ganzen Tages sein. Bemüht euch darum, daß keinerlei verdrießliche, unfrohe Gedanken diese Zeit stören. Eltern und Kinder versammeln sich, um mit dem Heiland zu verkehren und sich der Gegenwart heiliger Engel zu erfreuen. Macht die Andachtszeit kurz und lebendig; paßt sie den Bedürfnissen an und sorgt für Abwechslung. Lest gemeinsam in der Heiligen Schrift und lernt und wiederholt das Gesetz Gottes. Die Anteilnahme der Kinder an der Andachtsstunde wird sich erhöhen, wenn ihr ihnen erlaubt, ab und zu den Schrifttext selbst auszuwählen. Stellt Fragen an sie und laßt sie selber fragen. Macht die Texte durch Bilder und Gleichnisse klar. Befleißigt euch der Kürze. Laßt die Kleinen teilnehmen am Gebet; laßt sie sich im Gesang mit euch vereinigen, auch wenn es nur ein Vers ist, den sie singen.
Zu solchem vorbildlichen Gottesdienst gehört Vorbereitung. Die Eltern sollten sich täglich die Zeit nehmen, mit ihren Kindern in der Schrift zu forschen. Das erfordert zweifellos mancherlei Mühe und Opfer, die aber reichlichen Lohn in sich bergen.
Kapitel 116: Gottgewollte Gastfreundschaft
Wir wären glücklicher und brauchbarer, wenn unser häusliches und gesellschaftliches Leben von der Sanftmut und Schlichtheit Jesu beherrscht würde. An Stelle großer äußerlicher Aufmachung, welche die Besucher bewundern sollen, ist das Entgegenbringen von Frohsinn, Sympathie und Liebe angebrachter und wirkungsvoller. Die Besucher sollten erkennen können, daß wir in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes leben wollen. Laßt sie in uns, wenn wir auch nur in bescheidenen Umständen leben, einen zufriedenen und dankbaren Geist feststellen. Die ganze Atmosphäre eines wahrhaft christlichen Heimes muß Ruhe und Frieden ausstrahlen. Solches Beispiel wird nicht ohne Wirkung bleiben.
Laßt uns in unserm Bemühen, den Gästen einen behaglichen und angenehmen Aufenthalt zu bieten, nicht die Verpflichtungen Gott gegenüber vergessen. Die Andachtszeit darf nicht um andrer Dinge willen vernachlässigt werden. Erzählt und belustigt euch nicht übermäßig, so daß ihr für die Andachtszeit zu müde seid; das wäre in Gottes Augen ein mangelhafter Dienst. In früher Abendstunde, wenn wir ohne Überstürzung und mit ruhiger Überlegung zu Gott kommen, können wir ihm unsre Anliegen vortragen und unsre Stimmen in frohem, dankbarem Lobgesang erschallen lassen.
Laßt die Besucher eines christlichen Hauses erkennen, daß die Andachtsstunde die köstlichste, heiligste und glücklichste Stunde des Tages ist. Diese Andachtszeit wird auf alle, die daran teilnehmen, einen läuternden, erhebenden Einfluß ausüben. Sie schenkt innere Ruhe und einen heiteren Frieden.
Vom Segen des christlichen Heimes
"Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst", sprach Christus, "so lade nicht deine Freunde noch deine Brüder noch deine Gefreundeten noch deine Nachbarn, die da reich sind, auf daß sie dich nicht etwa wieder laden und dir vergolten werde; sondern wenn du ein Mahl machst, so lade die Armen, die Krüppel, die Lahmen, die Blinden, so bis du selig (zu preisen); denn sie haben dir's nicht zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten." Lukas 14,12-14.
Die Aufnahme solcher Gäste bedeutet keine große Belastung für uns. Sie erwarten keine mit besonderer Mühe und erheblichen Kosten verbundene Bewirtung. Es ist kein übertriebener Aufwand nötig. Vielen wäre schon euer warmer Willkommensgruß, ein Plätzchen an eurem Herd, ein Sitz an eurer Tafel oder die Erlaubnis zur Teilnahme an einer Andachtsstunde in eurer Mitte wie ein Gruß vom Himmel. Unsre Zuneigung muß über uns selber und die engen Grenzen des häuslichen Kreises hinausgehen. Wer sein Heim andern zum Segen werden lassen will, wird herrliche Gelegenheiten hierzu finden. Der Einfluß der Geselligkeit macht sich in wunderbarer Weise bemerkbar. Wir können, wenn wir wollen, andern damit helfen.
Unser Heim sollte auch der angefochtenen Jugend eine Zufluchtsstätte bieten. Viele junge Leute stehen am Scheidewege. Einflüsse und Eindrücke bestimmen ihre Wahl und damit ihr gegenwärtiges und zukünftiges Geschick. Auf allen Seiten lockt das Böse. Seine Stätten sind blendend und anziehend. Freundlich wird jeder Ankömmling willkommen geheißen. Jugend ohne Heimstatt, Jugend, die daheim keinen Halt und keine Hilfe hat, gerät in seinen Bann. Nicht weit von unsrer Schwelle schon mag sie sich ins Verderben begeben.
Hätte man solchen jungen Leuten dagegen nur teilnehmend die Hand gereicht, schlicht ein paar freundliche Worte gesagt oder kleine Aufmerksamkeiten erwiesen, so wären vielleicht die Schatten der Versuchung von ihrer Seele verscheucht worden. Dem ungekünstelten Ausdruck selbstloser Nächstenliebe öffnen sich die Herzen derer, die sich nach dem Wohllaut liebevoller Worte und dem sanften, zarten Wehen des Geistes Christi sehnen. Wenn wir uns um das Wohl der Jugend kümmerten, jungen Leuten ein offenes Haus böten, sie zu erfreuen suchten und vom Bösen abhielten, so wären wir dadurch vielen Veranlassung, den Weg zum Himmel einzuschlagen.